Guten Tag,
Fladdermus hat geschrieben:Hallo zusammen und danke für eure ausführlichen Erklärungen.
Ich interpretiere das mal so, dass es für ein Fantasie / Testnetz schon ok ist, wenn man die Züge im Kreis oder hin und zurück fahren lässt.
Ja.
Abgesehen davon, kann man das so pauschal nicht sagen. Bei der Eisenbahn gilt in der Regel das, was die anderen schon geschrieben haben. Eine Zugnummer gibt es pro Tag im Netz nur einmal.
Die S-Bahnen sind allerdings schon ein Grenzfall: Dort werden die Zugnummern oftmals nicht angegeben (jedenfalls nicht öffentlich), und auf die Zuggattung verzichtet man auch (weil es sowieso immer die selbe ist). Außerdem war es zumindest früher so, daß die Eindeutigkeit der Zugnummern dort nicht so strikt gefordert war: Eine S-Bahn-Fahrt in Hamburg und eine in München konnten die selbe Nummer haben. Das ging, weil beide Züge sich gewiß nicht begegnet sind, auch nicht im Falle irgendeiner Störung oder Umleitung. Eine gefährliche Verwechslung war daher ausgeschlossen.
Bei Regional- und Fernbussen vergeben die Unternehmen meist auch einzelne Nummern für jede Fahrt, aber die sind nur eindeutig innerhalb des Unternehmens. Bei der Eisenbahn in DE macht das der Netzbetreiber, d.h. es gilt auch für Privatbahnen, solange sie auf dem Netz der DBAG fahren.
Jedoch kann es die selbe Zugnummer selbstverständlich in einem Nachbarnetz geben, auch wenn sie miteinander verbunden sind (z.B. DB, SNCF, SBB, PKP, CSD). Eine wirkliche Trennung über die ganze Welt gibt es wohl nur im Flugwesen.
Im Nahverkehr ist es dagegen anders: Bei Straßenbahnen, U-Bahnen und Bussen wird sehr oft gefahren, viele Fahrten haben genau den selben Fahrweg. Daher arbeitet man hier traditionell meist mit der Kombination aus Kursnummer (Zugnummer) und Linie (=Symbol für die Fahrtstrecke). Ein Zug behält seine Nummer in der Regel über den ganzen Tag bei, auch wenn er viele Fahrten macht. Auch hier gibt es Varianten: Wenn ein Zug auf eine andere Linie wechselt, bekommt er manchmal auch eine andere Nummer. In manchen Betrieben werden die Nummern aber so vergeben, daß sie sich nicht überlappen und man sie behalten kann. In kleineren Betrieben werden Nummern vergeben, die gleich Linie und Zugnummer enthalten (z.B. 11-16 = Linie 1, Züge 1-6, 21-25 = Linie 2, Züge 1-5 usw.).
BAHN orientiert sich mehr an der Nahverkehrstechnologie. Man kann Zügen mittels Datenwechseln auch eine andere Zugnummer zuweisen, aber in der Regel braucht man diesen Aufwand nicht.
Manches entwickelt sich auch im Lauf der Jahre und nähert sich an: Mit Einführung der Taktfahrpläne ab etwa der 1970er Jahre sind auch bei der Eisenbahn Linien üblich geworden, wie z.B. IC3 oder RE1. Vorher gab es so etwas eigentlich gar nicht. Strecken-(abschnitte) hatten Kursbuchnummern, aber diese wichen von den internen Streckenbezeichnungen ab. Die Linien werden auch bis heute im wesentlichen nur für die öffentliche Kommunikation verwendet, während man intern weiter mit Zugnummern, Streckennummern und anderen individuellen Parametern arbeitet.
Fladdermus hat geschrieben:
Wenn man später einmal ein Stück Realität abbilden will, bräuchte man man mehr Informationen als im ausgehängten Fahrplan stehen ?
Wenn man es sehr genau machen will, dann ja. Im ausgehängten Fahrplan steht doch z.B. nie, welche Lok an dem Zug hängt. Auch die Anzahl und Reihenfolge der Wagen wird lediglich im Fernverkehr dokumentiert.
Bei vielen Eisenbahnen werden auch Bahnsteiginfos nicht vorher bekanntgegeben. An welchem Gleis der Zug fährt, wird dort erst kurzfristig entschieden und über Lautsprecher und Anzeigetafeln bekanntgegeben.
Güterzugfahrpläne werden nirgends ausgehängt, sind aber im Internet durchaus zu finden.
Fladdermus hat geschrieben:
Die sind vermutlich für Otto Normalverbraucher nicht zugänglich ?
Der könnte damit auch gar nichts anfangen und interessiert sich nicht dafür. Meistens ist er schon mit den Informationen völlig überfordert, die im Bahnhof aushängen.
Vieles findet sich aber in Zeitschriften und im Internet.
Vor Jahrzehnten galten betriebsinterne Infos zu Eisenbahnen noch als strikt geheim. Heute ist das in der Regel nicht mehr so. Trotzdem wird manches zurückgehalten, z.B. Infos über Abstellorte von Fahrzeugen und die Personaldienste dort, um es den Schmierfinken nicht zu leicht zu machen.
Fladdermus hat geschrieben:
Wie macht ihr das ?
Lasst ihr die Züge , die gerade nicht gebraucht werden in einem "Fremddepot" verschwinden oder baut ihr jede Menge Abstellgleise ?
Ich lasse sie meist in Pseudo-Depots verschwinden, manchmal auch an einem Taktpunkt stehen.
Wenn die selbe Garnitur auch eine andere Leistung fahren kann, dann nehme ich sie auch dafür. Eine neue Zugnummer vergebe ich da aber nicht.
Fladdermus hat geschrieben:
Man muss sich ja dann auch jeweils fragen, wie nahe man der Wirklichkeit kommen will ( und kann )...
Ja, das ist aber eine sehr individuelle Entscheidung. Da kann jeder ganz unterschiedliche Prioritäten setzen.
liebe Grüße,
Jan B.